27.07.: Politik und Gesellschaft 1

Am Montag fand der erste Workshop zu Politik und Gesellschaft statt. Zunächst sollten Ukrainer und Deutsche mit Malerkrepp den Umriss ihres Landes auf den Boden zeichnen. Sie wurden gebeten, sich erstens darauf vorbereiten, etwas über die Geografie des Landes zu erzählen und dann in einem zweiten Durchgang einen kurzen Einblick in Politik, Gesellschaft und Kultur verschaffen. Es wurde geschauspielert, gesungen, gelacht.

Anschließend sollten beide Gruppen Probleme und Potentiale ihres jeweiligen Landes diskutieren und diese auf Papierzuschnitten in Schlagworten notieren. Die Ergebnisse wurden im Plenum vorgestellt und es konnten Fragen dazu gestellt werden. Auch hier ist wieder anzumerken, dass die sprachlichen und übersetzerischen Leistungen der Ukrainer wirklich beachtlich und bereits Fortschritte aufgrund des konstanten Inputs erkennbar sind.

Die gesammelten Begriffe wurden dann auf eine Wandzeitung geklebt, auf der dann zu jedem Punkt eine schriftliche Diskussion geführt werden konnte.

26.07.: Schreibworkshop 2

Am Sonntag konnten wir uns voll und ganz dem Schreiben widmen: am Vormittag erzählte Corinna Aufschlussreiches über Charakter- und Plot-Entwicklung. Anschließend durften wir uns selber ausprobieren und anhand eines Schemas eine potentielle Hauptfigur kennenlernen: Ihr Äußeres, ihre Lebensumstände, ihre Sehnsüchte, ihre wants und needs, den Inhalt ihrer Handtasche. Für viele war diese Übung eine sehr gute, um sich in eine Figur tiefer hineinzudenken und anhand dessen auch bereits Teile einer Geschichte zu entwickeln. Außerdem wurden in Paaren aus jeweils einer deutsche und einer ukrainischen Person persönliche Gegenstände ausgetauscht, zu denen sich dann gegenseitig etwas erzählt wurde: Woher kommt der Gegenstand? War er vielleicht ein Geschenk? Welche Bedeutung hat er? War er womöglich schon öfter auf Reisen dabei? Und so weiter… Nach dem Mittagessen wurde weiter an der Charakter-Aufgabe gearbeitet, bevor wir uns dann nach dem Kaffeetrinken dem Thema Plot-Entwicklung widmeten.

Nach dem Abendessen und einiger Zeit, in der jede_r für einige Zeit eigenen Bedürfnissen nachgehen konnte, gab es einen Open Mic Abend: viele der Teilnehmenden lasen etwas von sich vor, alte und neue Arbeiten, auf ukrainisch, deutsch und englisch. Es ist wunderbar, und auch ein wenig erstaunlich, dass Kommunikation in einer Gruppe deren Mitglieder unterschiedliche Herkunftssprachen haben, so gut funktioniert.

25.07.: Biographisches Arbeiten und Schnipsel aus der Schatzkiste

Der Tag wurde mit biographischem Arbeiten begonnen: Jede_r fertigte eine Collage aus Dingen an, die den eigenen Charakter beschreiben. Die Collagen wurden in einem Galeriegang gemeinsam angeschaut, es durften Fragen gestellt, Bonbons probiert, die Namen von Stofftieren erklärt und Musik auf unbekannten Instrumenten vorgespielt werden.

Nach der Stärkung an einem üppigen Kartoffelbuffet sponnen wir in einer ersten Flashwriting-Aufgabe zum Teil schon Ideen für Prosa und Lyrik. Anschließend wurden, inspiriert durch Hertha Müller, im Schreibworkshop aus einer Schatzkiste hunderte Worte hervorgezaubert, die alle sich leihen durften, um daraus Gedichte zu zaubern. Wir haben der Literaturnobelpreisträgerin durchaus Konkurrenz gemacht.

Am Nachmittag ging es dann nach Bremen: An der Weser konnte man sich das Haar ordentlich durch den Wind zerzausen lassen und danach wurde das sogenannte Viertel erkundet. Wegen des Bremer Vorzeigewetters konnte die geplante Stadtführung zum Glück verschoben, klamme Kleidung in der Stadt beim Shoppen und in einer Kneipe bei Getränken getrocknet und die Hände erwärmt werden.

Nach einem Nickerchen im Bus und der Rückkehr ins Tagungshaus saßen wir bei einem Picknick aus Frikadellen, Nudelsalat und Wraps in einem der Häuser zusammen. Es wurde weiter Ukrainisch geübt, es wurden politische Diskussionen geführt und überhaupt wuchs die Gruppe sehr schnell immer weiter zusammen.

24.07.: Ankunft und Kennenlernen

Am ersten Tag hieß das Tagungshaus die Teilnehmer mit einem wunderbaren Salatbuffet willkommen. Die Menschen, die mit dem Bus aus der Ukraine angereist waren, hatten glücklicherweise bereits Zeit gehabt, sich von der 29-stündigen Fahrt zu erholen.

Beim ersten Kennenlernen wurden blind Selbstportraits gemalt und jede_r nannte einige Eigenschaften dazu. Es wurden schon erste Worte auf ukrainisch ausgetauscht und sich gegenseitig beschnuppert.

Zu fortgeschrittener Stunde wurde bei Wein und Bier zusammen allen Sprachbarrieren getrotzt.

 

Teilnehmende

Junge deutsche und ukrainische literaturbegeisterte Menschen stellen sich, nicht mit Worten sondern mit Objekt-Collagen, vor : Vom Lieblingsbuch, über den Turnschuh zum Reisefuchs.

Das Tagungshaus

 

logo_2Am Rande des Teufelsmoores, unweit Bremens und der Nordsee, umgeben von Teichen und alten Bäumen im Parkgelände eines Gutshauses aus vergangenen Zeiten – hier liegt das Tagungshaus Bredbeck.
Von der Wasserstelle mit Handelsplatz im 15. Jahrhundert, über die Sommerresidenz der Fabrikantenfamilie Borgward bis zum Nachkriegssanatorium, in Bredbeck spürt man die vielfältige Geschichte des Ortes und seine besondere Atmosphäre.

Arbeiten und abschalten, Gedanken sammeln und entspannen, Kreativität entfalten und experimentieren – 4 Gästehäuser mit 42 Zimmern und 94 Betten laden zur gemeinsamen Arbeiten ein.

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Über das Projekt

Liebe_und_Rebellion24 literaturbegeisterte junge Erwachsene aus der Ukraine und Deutschland finden ihre eigene literarische Stimme. Sie arbeiten auf einer gemeinsamen Internetplattform (angebunden an das Literaturhaus Bremen), aber vor allem offline bei Blockseminaren in Deutschland und in der Ukraine an eigenen Texten. Ihr Thema ist die Sehnsucht nach einem selbstbestimmten Leben, in dem sie ihre Meinungen und Vorstellungen frei äußern, ihre Fähigkeiten und Lebensvorstellungen entwickeln und ihre Träume realisieren können. Das Projekt setzt sich das Ziel, über dieses Thema einen offenen bilateralen Dialog anzuregen, der die politischen Ereignisse in der Ukraine aufgreift, aber im Besonderen die politische Dimension ihrer Sehnsüchte und Leidenschaften reflektieren will. Dieser Dialog intiiert und stärkt gleichzeitig unter jungen Menschen aus beiden Ländern das Engagement für demokratische Grundwerte und Freiheit.

Die so entstandenen Texte werden im Netz, in einer Broschüre und auf öffentlichen Lesungen präsentiert.

IN DEUTSCHLAND

Die erste Begegnung findet vom 24. Juli bis 2. August im Tagungshaus Bredbeck statt. Die Unterbringung und Verpflegung für alle Teilnehmenden erfolgt im Tagungshaus Bredbeck. Geplant sind Exkursionen nach Bremen und Worpswede, Begegnungen mit Autor_innen und Vertretern der Literaturszene und natürlich viel Zeit für die Begegnung und das kreative Schreiben. Die Workshops werden von Corinna Gerhards, Frank Bobran, Ursula Grzeschke und Kirsten Dallmann geleitet.

IN DER UKRAINE

Der Gegenbesuch im ukrainischen Czernowitz findet
vom 28. August bis 7. September statt. Unterbringung und Verpflegung finden im Studentenwohnheim der Universität statt. Die gemeinsame Arbeit wird hier unter der Leitung von Dr. Oxana Matiychuk fortgesetzt. Am Ende steht eine Teilnahme am Internationalen Poesiefestival Meridian Czernowitz.

ReferentInnen: Frank Bobran, Ursula Grzeschke, Kirsten Dallmann, Dr. Oxana Matiychuk, Corinna Gerhards

Förderung

Das Projekt wird gefördert im Programm „MEET UP! Deutsch-Ukrainische Jugendbegegnungen“ der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (EVZ). Diese Veröffentlichung stellt keine Meinungsäußerung der Stiftung EVZ dar. Für inhaltliche Aussagen trägt der Autor die Verantwortung.DruckDruck

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